Stellungnahme des Fachverbands der Russischlehrer und Slawisten in Niedersachsen e.V.
Liebe Schulleitungen, liebe Russischkolleginnen und -kollegen,
der Krieg in der Ukraine macht uns alle fassungslos, und unser ganzes Mitgefühl gilt den Menschen, die in diesem Land tagtäglich um ihr Leben und ihre Freiheit fürchten müssen. Wir verurteilen aufs Schärfste das kriegerische Vorgehen der russischen Regierung, möchten jedoch zugleich darauf hin- weisen, dass die politische Führung und die Menschen in Russland nicht gleichzusetzen sind. Das zeigen die zahlreichen Kundgebungen in russischen Städten, bei denen Bürgerinnen und Bürger die politisch Verantwortlichen dazu aufrufen, diesen Krieg sofort zu beenden, und eine Gesetzgebung, durch die bereits solche Forderungen nach Humanität drakonische Strafen nach sich ziehen.
Auch unsere Kolleginnen und Kollegen in den russischen Partnerschulen, die sich für das Sprachen- lernen und für interkulturelle Begegnungen einsetzen, leiden unter den zunehmenden staatlichen Reglementierungen und befinden sich in einer schwierigen zivilgesellschaftlichen Situation. Ihnen möchten wir unsere Solidarität bekunden. Der Fachverband wirbt dafür, dass die niedersächsischen Russischlehrkräfte ihre langjährigen freundschaftlichen Beziehungen zu Schulen in der Russischen Föderation aufrechterhalten und sich gerade jetzt dafür einsetzen, dass Begegnung und Verständi- gung möglich sind und Kontakte nicht abbrechen. Für junge Menschen aller Nationalitäten stellen interkulturelle Begegnungen einen hohen Wert dar. Dies gilt unabhängig von politischen Positionen.
Das Fach Russisch ist seit Jahrzehnten in vielen niedersächsischen Schulen fest im Fächerkanon ver- ankert. Mit der Sprache Russisch lernen die Schülerinnen und Schüler die Kultur und Gesellschaft eines vielfältigen und kontrastreichen Landes kennen. Gegensätze zwischen Europa und Asien, Stadt und Land, Menschen und politischer Führung bieten unterschiedlichste Möglichkeiten, den eigenen Horizont zu erweitern. Deshalb trägt der Russischunterricht zur Verständigung zwischen Menschen bei. Wir werben daher weiterhin für den Erhalt dieses Faches an unseren Schulen. Wohl kein anderes Fach hat derart heterogene Lerngruppen, in denen Fremdsprachenlernende und Her- kunftssprachenlernende unterschiedlicher Nationalitäten gemeinsam lernen.
Wir Russischlehrkräfte haben bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass wir zu einem friedlichen Miteinander von Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Herkunft beitragen können. Daher werden wir auch die Integration von ukrainischen Kindern in unseren Schulen als unsere Aufgabe betrachten.
Für den Vorstand des Fachverbandes
gez. Sarah Hünecke, OStR'
Johann Hasselgruber, StD