Am 8. Februar 2024 fand am Edith-Stein-Gymnasium in Bretten der Fachtag Russisch mit dem Thema „Russischunterricht in herausfordernden Zeiten“ statt. Diese Veranstaltung wurde vom RLV BW in Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch organisiert und durchgeführt.
Die ca. 45 Teilnehmer*innen kamen nicht nur aus Baden-Württemberg, sondern auch aus Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Hamburg, um sich auszutauschen, zu informieren und zu vernetzen. Den Auftakt bildete ein World Café zum Thema „Russischunterricht heute – Herausforderung und Chancen“, das den Kolleg*innen die Möglichkeit zum Kennenlernen und zum fachlichen Austausch bot. Schnell zeichneten sich die Herausforderungen für Russischlehrkräfte ab: sehr heterogene Lerngruppen; veraltete Schulbücher und Unterrichtsmaterialien; eine fachdidaktische Ausbildung, die auf Fremdsprachenunterricht ausgerichtet ist, aber eher auf Didaktik der Herkunftssprache zielen müsste; eingeschränkte Möglichkeiten zum Schüleraustausch und Schwierigkeiten, wegen der politischen Lage und des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine genügend Schüler*innen für das Fach zu begeistern.
Umso willkommener waren die Angebote, die in zwei Schienen für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Wahl standen: Es gab Workshops zu „modernem Rüstzeug für den Unterricht“ und zum Thema „Frag doch mal KI“ von Frau Elke Kolodzy und Frau Catrin Fuchs aus Thüringen, zum Umgang mit ChatGPT im Russischunterricht von Herrn Georg Häfele aus Baden-Württemberg, zum Thema „Desinformationen erkennen“ und „Russischlernen in Bewegung“ von Frau Anita Vogelmann, Herrn Rüdiger Marx und Felix Schmidtke (alle Stiftung DRJA, Hamburg). Alle Workshops waren gut besucht und boten viele Anregungen für die Umsetzung im Russischunterricht und darüber hinaus. Der abschließende gemeinsame Austausch bestätigte den großen Nutzen der Veranstaltung.
Am Nachmittag stand mit einem Vortrag von Kreml-Kritiker Alexey Gresko zum Thema „Die russische Opposition und die Zivilgesellschaft“ mit anschließender Diskussion ein Höhepunkt auf dem Programm, zu dem auch weitere Interessierte eingeladen waren. Alexey Gresko zeichnete ein eher düsteres Bild der Verhältnisse in Russland, was auch durch seine eigenen Erlebnisse sehr anschaulich vermittelt wurde. Die Diskussion zeigte, dass es großes Interesse an dem Thema und viele offene Fragen nicht nur im Kreise der Russischlehrkräfte, sondern auch in der Gesellschaft gibt. Wohl keiner der Anwesenden im Saal konnte jedoch ahnen, dass der prominenteste Vertreter der russischen Opposition Alexey Nawalny eine Woche später im Straflager am Polarkreis zu Tode kommen würde.
Den Abschluss des Fachtages bildete eine Mitgliederversammlung des RLV BW.
Der RLV BW bedankt sich sehr herzlich bei der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch für die Unterstützung bei der Organisation und Durchführung des Fachtags sowie für die finanzielle Förderung und beim Edith-Stein-Gymnasium Bretten für die Gastfreundschaft und die hervorragende Verpflegung.